
Die Berlin Recycling Volleys sind in den letzten Jahren zum Synonym für Erfolg geworden. Titel, Dominanz, Stabilität – das alles schien selbstverständlich. Doch der Start in die neue Bundesliga-Saison zeigt: Selbst ein Serienmeister ist nicht unverwundbar. Nach zwei Spielen steht das Team ohne Sieg da – und viele Fans fragen sich, was los ist.
Auftakt in Friedrichshafen: Viel Schatten, wenig Rhythmus
Gleich zum Saisonstart traf Berlin auf den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen – ein echter Klassiker. Doch was als Kräftemessen auf Augenhöhe gedacht war, endete in einer klaren 0:3-Niederlage.
Von Beginn an fehlte die gewohnte Souveränität. Der Aufschlagdruck war zu gering, in der Annahme häuften sich Unsicherheiten, und auch das Zusammenspiel zwischen Zuspiel und Angriff wirkte noch nicht eingespielt. Nur im dritten Satz blitzte kurz das alte Berliner Gesicht auf, als die Mannschaft mehrere Satzbälle hatte – doch am Ende setzte sich die Erfahrung des Gegners durch.
Kurz gesagt: Berlin war physisch da, aber mental und taktisch noch nicht auf Betriebstemperatur.
Zweites Spiel gegen Düren: Hoffnung und Ernüchterung zugleich
Eine Woche später sollte im Heimspiel gegen die SWD powervolleys Düren die Wende kommen. Und tatsächlich zeigte das Team phasenweise, was möglich ist. Nach schwachem Beginn kämpfte sich Berlin zurück, drehte den Spielstand und führte zwischenzeitlich mit 2:1 Sätzen.
Doch erneut fehlte die Konstanz in den entscheidenden Momenten. Düren spielte mutig, riskierte viel – und wurde belohnt. Im Tie-Break zogen die Gäste davon, während die Volleys in den entscheidenden Ballwechseln zu viele leichte Fehler machten. Endstand: 2:3 aus Berliner Sicht.
Damit stand fest: Der Meister startet mit zwei Niederlagen in die Saison – ein Bild, das man in Berlin lange nicht gesehen hat.
Probleme im Zuspiel
Wenn man den durchwachsenen Saisonstart der Berlin Recycling Volleys verstehen will, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Fedor Ivanov. Der finnische Zuspieler steht vor einer der schwierigsten Aufgaben, die man im deutschen Volleyball übernehmen kann – er soll Johannes Tille ersetzen, den jahrelangen Taktgeber und emotionalen Motor des Teams.
Fedor Ivanov – im Schatten von Johannes Tille
Mit dem Abgang von Johannes Tille hat Berlin seinen Spielmacher verloren – den Mann, der das Tempo, die Struktur und die Ruhe im Angriff bestimmte. Ihn zu ersetzen, ist für Fedor Ivanov keine leichte Aufgabe.
Der finnische Zuspieler bringt viel Potenzial mit: Athletisch stark, mutig im Passspiel und mit einer klaren Handschrift. Doch in den ersten Spielen war spürbar, dass die Abstimmung mit den Angreifern noch fehlt. Einige Zuspiele kamen zu früh oder zu nah ans Netz, wodurch der Angriff an Präzision verlor.
Ivanov ist ein anderer Typ als Tille – emotionaler, direkter, risikofreudiger. Das braucht Zeit, um sich ins eingespielte Berliner System einzufügen. Wenn er es schafft, seine Energie mit der Routine des Teams zu verbinden, kann aus dem aktuellen Umbruch eine neue Stärke entstehen.
Fazit: Ein Wechsel mit Reibung, aber großem Potenzial
Fedor Ivanov steht an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere – und die BR Volleys an einem ihrer neuralgischsten Umbruchmomente der letzten Jahre.
Seine Aufgabe ist keine einfache: Er muss nicht nur ein System übernehmen, sondern Vertrauen, Rhythmus und Automatismen neu aufbauen.
Doch der Verein hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass neue Gesichter zu neuen Erfolgen führen können, wenn man ihnen Zeit gibt.
Ivanov bringt das Talent, die Mentalität und die Verbindung zu Trainer Joel Banks aus der finnischen Nationalmannschaft mit – eine Kombination, die langfristig den Unterschied machen kann.
Noch ist der Berliner Motor nicht im Takt. Aber wenn Ivanov und seine Angreifer die gleiche Sprache sprechen, könnte aus diesem schwierigen Start ein echtes Wachstumsprojekt werden – und der Neuzugang vom Hoffnungsträger zum Herzschlaggeber des Teams reifen.
Berlin wird trotz dieses Startes eine wichtige Rolle in dieser Bundesliga Saison spielen.

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